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Channel: Neues aus dem Gender-Universum » Konstruktion von Ungerechtigkeit
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Wie Benachteiligung von Frauen konstruiert wird

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Zuletzt hatte ich darüber berichtet, daß die Kreuzberger Grünen einen neu geschaffenen Platz vor dem Jüdischen Museum Berlin nicht nach Moses Mendelssohn benennen wollten, weil er einfach das falsche Geschlecht hat. Nach Auffassung der Grünen ist es ein fundamentales Defizit in Städten, daß Straßen und Plätze überwiegend nach Männern benannt sind. Dies geschah ja nicht, weil man etwas gegen Frauen hatte, sondern weil es einfach mehr zu würdigende Männer in der Vergangenheit gab. Auch im Kaiserreich und früher sind schon Frauen zum Zuge gekommen.

Offenbar sind die Grünen der Auffassung, daß es eine Frage der Gleichberechtigung von Männern und Frauen ist, wie hoch jeweils der Prozentsatz von männlichen und weiblichen Straßenbezeichnungen ist. Wie kann man zu solch einem Schluß kommen? Ich selbst habe noch keine Frau in meinem Bekanntenkreis getroffen, die sich darüber beklagte, daß zu wenig Straßen und Plätze nach Frauen benannt wurden. Und was würde es bringen, wenn Geschlechterparität bei den Straßennamen vorherrschen würde? Würde das überhaupt irgendjemand merken? Oder hat dies vielleicht nicht eher etwas mit ideologischer Selbstbefriedigung einiger Feministinnen zu tun?

Ähnlich wie die “Rechtschreibreform” so basiert auch diese Ideologie auf willkürlichen Konstruktionen von Benachteiligung und Ungerechtigkeit. Zur Erinnerung: Die “Rechtschreibreform” hat ihren geistigen Ursprung ebenfalls in der 68er-Bewegung, die der Auffassung war, daß einfache Schichten von Aufstieg und Teilhabe durch eine überkomplexe Rechtschreibung ferngehalten würden. Daher müsse es eine “Deregulierung der Herrschaftssprache” geben, damit Arbeiter und wenig Gebildete sich leichter unsere Sprache aneignen können.

Man war also der Meinung, unsere seit Jahrhunderten organisch gewachsene Schriftsprache müsse angepaßt werden, weil sie ureigentlich ein Herrschaftsinstrument der gehobenen Schichten sei. So viel zur Paranoia von Linken, die sich auch im Marxismus widerspiegelt.

Die Rechtschreibreform ist also ein weiteres Beispiel des krankhaften Denkens, überall würden Klassen, Schichten, Geschlechter oder Rassen benachteiligt. Krankhaft ist es insofern, als es zu einem Fetisch, zu einem regelrechten Wahn wurde, Benachteiligung bestimmter Volksgruppen festzustellen – was dann wiederum zu seltsamen Blüten führt.

Die Vergabe von Namen für Straßen und Plätze richtet sich nach den tatsächlich vorhandenen berühmten Persönlichkeiten und nach unserem Bedürfnis, Menschen wertzuschätzen, die wir dafür als würdig erachten. So ist zum Beispiel Karl-Theodor zu Guttenbergs depperter Vorschlag, einen Platz in Berlin nach Ronald Reagan zu benennen, ins Leere gelaufen. Zu den berühmten, erfolgreichen und herausstechenden Personen gehörten bis ins 20. Jahrhundert in großer Mehrzahl Männer. Auch heute noch ist die Mehrzahl der Erfinder, Politiker und Geistesgrößen männlich. Es ist daher nicht verwunderlich, daß Männer im Straßenbild dominieren. Auch deshalb, weil heutzutage nur noch wenig neue Straßen und Plätze hinzukommen.

Die (grüne) Gleichberechtigungsideologie führt zwangsläufig dazu, daß unbekannte, kleine Straßen nach unbekannten und wenig bedeutsamen Frauen benannt werden. Die wichtigen und traditionsreichen Straßen und Plätze sind ja bereits vergeben und werden kaum geändert werden.

Der grüne Gleichberechtigungsimpetus wäre noch nachvollziehbar, wenn der Grundsatz gelten würde, daß zu wenig gewürdigte und vergessene Frauen aus der Historie und Gegenwart vermehrt geehrt werden sollten. Dies wäre eine pragmatische, nicht fanatische Einstellung, die dem Stadtbild und der Vernunft keine Gewalt antäte. Zugunsten der Gleichberechtigungsideologie wird aber nun in einigen Berliner Bezirken die Geschichte vergewaltigt, weil nicht mehr historische Größe, sondern das weibliche Geschlecht der Maßstab für Straßenbenennungen ist. Dieser Maßstab soll mit aller Gewalt durchgesetzt werden: Keine Männer mehr für Straßenbenennungen, bis 50% der Straßennamen weiblich sind.

Bei Rudi Dutschke und Silvio Meier hat man im Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg gleichwohl eine Ausnahme gemacht. Denn diese haben zwar das “falsche Geschlecht”, aber die richtige politische Einstellung, die von unserer Verfassung vorgeschrieben ist. Einen Rudi-Dutschke-Weg gab es zwar bereits schon in Berlin – nahe seiner Wirkungsstätte, der Freien Universität Berlin. Aber unsere grünen Grundwerte können wir ruhig etwas deutlicher im Straßenbild akzentuieren.

Mit welchem Recht nimmt man sich heraus, die bisherige “deskriptive” und Jahrhunderte alte Kultur der Straßenbenennung zu beseitigen und durch ideologisches Gutdünken zu ersetzen? Was ist es für eine Anmaßung, tatsächlich verdienstvolle Männer für ungewisse Zeit von der Würdigung auszuschließen?

Vor allem an dieser Rigorosität, Rigidität und Pauschalität zeigen sich der Fanatismus und die Verblendung, die hinter diesem Vorhaben stecken. Die alles entscheidende Frage ist: Was hat dieses Handeln mit dem Ziel der Gleichberechtigung zu tun? Die Geschichte kann nun einmal nicht geändert werden. Männer waren und sind die überwiegend berühmten Persönlichkeiten. Sie ließen wie z.B. im Falle des Widerstandes gegen Hitler häufig ihr Leben. Jetzt werden unbekannte Frauen des Widerstandes oder von Regimegegnern geehrt, die nicht ihr Leben ließen und die nun wertvollen Platz für andere berühmte Personen wegnehmen – und zu einer Trivialisierung und Banalisierung des Stadtraumes führen.

Ironischerweise kann dies auch dazu führen, daß wie im Falle der neugeschaffenen Vertriebszentrale von Daimler-Benz in Berlin – ebenfalls im Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg – eine neue kleine Straße nicht wie gewünscht und sogar quotenkonform nach Bertha Benz oder Mercedes Jellinek benannt wird, sondern nach einer unbekannten jüdischen Zwangsarbeiterin, die gegen Kriegsende ein paar Monate für Mercedes-Benz arbeiten mußte. Es geht doch nichts über das Heiligtum NS-Vergangenheit. Und auf Wiedererkennungswert, Identitätsstiftung und Orientierung in der Vergabe von Straßennamen müssen wir ja keinen Wert legen. Wir haben ja einen Volksbildungsauftrag.

Daß die Benennung von Straßen und Plätzen nicht dem Ziel dient, eine vermeintliche Gleichberechtigung zu befördern, sondern der Geschichte Rechnung zu tragen, versteht sich von selbst. Wer etwas gegen eine angebliche Frauenbenachteiligung tun möchte, sollte sich um die tatsächlichen Problemfelder kümmern und nicht in eine Ersatzbefriedigung verfallen.

Wer Bildungschancen von Arbeiterkindern und einfachen Schichten erhöhen möchte, sollte nicht Bildungsgüter wie unsere Rechtschreibung deformieren und eine Kulturbarbarei veranstalten, sondern ein sinnvolles Schulsystem einführen, wie es beispielsweise in der DDR vorhanden war. Er sollte nicht das Stadtbild und die Geschichte vergewaltigen, wenn er eigentlich die Gleichberechtigung von Mann und Frau im Sinne hat.

Man erkennt nicht zuletzt auch an diesen Absurditäten, daß ein Thema zur Ideologie geworden ist und daß bestimmte Behauptungen wie z.B., daß Frauen angeblich fundamental benachteiligt seien, eine Lüge sind. Auch werden wenig gebildete Bevölkerungsschichten nicht durch eine vermeintliche “Herrschaftssprache” diskriminiert.

Magdalenenstrasse Berlin

Man erreicht mit diesen Rigorismen erstaunlicherweise das genaue Gegenteil dessen, was man anstrebt. Es gibt ja bereits viele berühmte Frauen im Straßenbild, die tatsächlich den Menschen auch ein Begriff sind und Tradition haben. Sie werden trivialisiert und entwertet dadurch, daß nun eine regelrechte Flut von unbekannten Frauen in den Namen von unbekannten, kleinen Straßen aufkommt. Es reicht bereits darauf hinzuweisen, daß kein zwingender Zusammenhang darin besteht, welche Straßennamen wie benannt werden und wie gleichberechtigt die Geschlechter sind. Es besteht ebenfalls kein zwingender Zusammenhang zwischen der Zahl von weiblichen Führungskräften und dem Maß der Gleichberechtigung. Ebenso nicht zwischen der durchschnittlichen unterschiedlichen Entlohnung aller Männer und Frauen und einer angeblich ungerechten Bezahlung für die “gleiche Arbeit”. Dies sind alles lediglich nominale Gegebenheiten, die als solches rein gar nichts besagen, sondern nur von Fanatikern mit einer entsprechenden Bedeutung aufgeladen werden – ohne ernsthafte Prüfung, ob tatsächlich eine faktische Ungerechtigkeit auftritt.

Man kommt sich fast wie in einer Gesellschaft von geistig Behinderten vor, wenn man diese Offensichtlichkeiten ausspricht und beobachtet, wie unwürdig sich dennoch die meisten Menschen diesem Irrsinn anbiedern. Dieser Fall des Gleichberechtigungswahns ist auch deshalb so kurios, da es ja sowieso nur um eine symbolische Ebene geht. Es wird ja keine Frau von irgendetwas abgehalten, nur weil sie dauernd auf Wilhelm-, Friedrich- und Bismarckstraßen trifft. Geht es noch absurder? Ist die Feminisierung der Straßen und Plätze Teil des “Girls’ Day”, der kleine Mädchen dazu ermutigen soll, berühmt zu werden – damit sie irgendwann auch einmal ein eigenes Straßenschild bekommen? Wie Königin Luise, Königin Elisabeth oder Sophie Charlotte?

Gerade als Grünen-Anhänger ist es für mich hochpeinlich, wie unfaßbar dämlich Menschen sein können. Die Grünen sind sich nicht zu schade, sich vor aller Welt durch solch eine Politik zu blamieren. Man kann diese Verblendung und Kleingeistigkeit durchaus mit dem völkischen Gehabe und der Deutschtümelei vergleichen, mit denen sich die Nazis so lächerlich machten. Genauso kleinkariert und engstirnig treten die Grünen bei den Themen “Gleichstellung” oder “Multikulti” auf. Nichts darf die Gleichheits- und Gleichstellungsideologie infrage stellen.

Schlußendlich möchte ich noch kurz zeigen, was uns geblüht hätte, wenn die Rechtschreib-Ideologen der 68er vollen Erfolg gehabt und ihren Fanatismus ganz und gar durchgesetzt hätten. Es wäre zu einer “Phonetisierung” unserer Schriftsprache gekommen, in der es z.B. Wörter wie “Wald” oder “Philosophie” nicht mehr geben würde. Sie widersprächen einfach der phonetischen Unmittelbarkeit und würden Ungebildete nur verwirren und überfordern. Wir “Gebildete” hätten uns dann an “walt”, “filosofi” und vieles mehr gewöhnen dürfen. Die Großschreibung sollte ursprünglich auch abgeschafft werden.

Ein Beispielsatz aus dem Paradies der 68er sieht so aus:

der keiser isst opst, der apt al.

Zur Übersetzung:

Der Kaiser ißt Obst, der Abt Aal.

Das alles ist kein Witz. So sieht die “Deregulierung der Herrschaftssprache” aus. Schließlich sollen auch bildungsferne Schichten Aufstiegschancen haben und die verhaßten Eliten bedrängen können. Das Ergebnis der “Rechtschreibreform” ist mittlerweile bekannt: Erhebliche Fehlerzunahme, weil das “daß” verschwunden ist und viele Menschen schwerer zwischen “dass” und “das” unterscheiden können. Geringere Ausdrucksmöglichkeiten, weil man nun nicht mehr zwischen “greulich” und “gräulich” unterscheiden kann. Ein greulicher Film ist heute nur noch “gräulich”. Ein gräulicher Farbton hingegen kann nun auch als greulich verstanden werden, obwohl die Farbe durchaus passend sein kann. Die Liberalisierung der Kommaregeln führt ebenfalls zu mehr Wirrwarr und Unsicherheit in der Kommasetzung und dem Textverständnis.

Insgesamt eine stärkere Simplifizierung der Sprache zu Lasten von Ausdruck, Differenziertheit, sprachlicher Tradition und Identität. Nicht zuletzt leidet das Schriftbild unter der Inflation des Doppel-s. Auch kann man sehen, daß Wörter wie “Hindernis” oder “Ärgernis” vermehrt mit Doppel-s geschrieben werden.

Vor der “Rechtschreibreform” verlief die Entwicklung unserer Schriftsprache pragmatisch, deskriptiv und gebrauchsorientiert. Mit der Reform maßte man sich erstmals an, die Schriftsprache nicht dem Gebrauch anzupassen, sondern sie einer vermeintlichen Logik und sozialreformerischen Absichten zu unterwerfen. Die Sprache wurde so zur Prostituierten von politischen Idealvorstellungen.

Ähnliches findet nun auch mit unserem Stadtbild statt. Mal sehen, wie in einigen Jahrzehnten die Feminisierung der Straßennamen beurteilt wird. Es spricht einiges dafür, daß man dereinst die eine oder andere Frau wieder aus dem Straßenbild tilgen wird – weil es einfach wichtigere Männer und Frauen zu ehren gibt.

Mit der Rechtschreibreform werden einfache Bürger für dumm verkauft, weil man unterstellt, sie seien zu doof, sich die deutsche Schriftsprache korrekt anzueignen. Die sprachlichen Kompetenzen der Gesamtbevölkerung inklusive der gebildeten Schichten nehmen ab. Die gendergerechte Stadtplanung führt zu einer Trivialisierung, Banalisierung und Instrumentalisierung des Stadtraumes. Obendrein werden Frauen auch noch für dumm verkauft, weil man wie üblich unterstellt, sie seien arme, bemitleidenswerte Kreaturen, die ihr Selbstbewußtsein davon abhängig machen, wieviel Frauennamen im Stadtbild präsent sind.

Die gewohnte Ironie des Feminismus: Frauen sind erst etwas wert, wenn sie Männer sind. Frauen sind erst etwas wert, wenn sie in der Steinzeit gejagt haben. Man könnte langsam begreifen, daß es bei den feministischen Initiativen eigentlich nur um die Minderwertigkeitskomplexe einiger weniger Frauen geht.

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