“Lügenpresse” ist noch viel zu harmlos. “Idiotenpresse” wäre angemessener. Oder gleich “Kindergartenpresse”.
Wie komme ich darauf? Heute mal wieder den 4731. Artikel über Benachteiligung von Frauen in Führungspositionen gelesen. So fängt er an:
Von Januar an gilt die Frauenquote für Aufsichtsräte – ein Drittel der größten deutschen Unternehmen will dort auch mehr Frauen einsetzen. Doch eine Umfrage zeigt: Andere Führungspositionen bleiben weitestgehend Männern vorbehalten.
Das Kranke an dem ganzen Artikel ist die Tatsache, daß stillschweigend vorausgesetzt wird, daß Frauen benachteiligt würden und daß es selbstverständlich sinnvoll und richtig sei, daß der Frauenanteil in den Aufsichtsräten und Vorständen steigen solle. Dieses Momentum, diese Leier wird nirgends in Zweifel gezogen.
Wann kommt ein Journalist endlich mal auf die Idee, diese rein normative Beliebigkeit zu hinterfragen? Das einzig legitime Ziel kann nur lauten: Sämtliche gesellschaftlichen Bereiche sollten in gleicher Weise für Männer und Frauen offen sein – also eine faktische Gleichberechtigung über die juristische hinaus.
Jetzt Sesamstraße, Telekolleg und Sendung mit der Maus in einem für Journalisten: Wir wissen nicht, wie sich eine faktische Gleichberechtigung auf die Geschlechterverteilung auswirkt, da wir – gelinde und freundlich gesagt – nicht wissen, ob Männer und Frauen gleich sind.
Ist das so schwer? Was lernt Ihr denn so auf Euren bescheuerten Journalistenschulen? Jegliche Quoten sind aufgrund der obigen Sachverhalte illegitim. Jegliche Festsetzung eines “guten” Frauenanteils auch. Die Presse könnte schon einiges für ihren guten Ruf tun, wenn wenigstens ein paar Redakteure verstehen würden, daß es sich bei dem Gleichberechtigungsideal hinter dem Quotengedanken um eine beliebige Verknüpfung handelt, die nicht dem geringsten intellektuellen Druck standhält.
Liebe Journalisten, wie ist es um Euren Geisteszustand bestellt, daß Ihr Euch nicht von alleine fragt, warum man eigentlich keine Quoten für Grundschullehrer oder Kindergärtner fordert?
Ich hätte übrigens Verständnis für eine Frauenquote, wenn wir uns in den 80ern befänden, der Frauenanteil in Aufsichträten nahe null läge und man die Quote als Anschubquote von beispielsweise 5 oder 10% konzipierte. Nur so würde eine Quote Sinn machen, und nur so wäre sie zu rechtfertigen.
Auch solch eine Quote halte ich zwar letztlich für falsch, aber damit könnte man seinen Frieden machen, da sie halbwegs sinnvoll wäre. Heute haben wir bereits etliche Frauen in Aufsichtsräten, Professuren und sogar Vorständen. Das Frausein ist dort also mehr oder weniger normal. Befürworter und Befürworterinnen der Frauenquote offenbaren also ungwollt, daß sie noch etwas hinterher hinken und unter geheimnisvollen Minderwertigkeitskomplexen leiden. Darüberhinaus haben sie offenbar wenig Vertrauen in die Gesellschaft und ihre Veränderung. Mir ist es immer wieder ein Rätsel, warum Menschen nicht einfach darauf vertrauen können, daß – nachdem Frauen nun wirklich normal in Führungspositionen sind – sich der Rest an Widerstand und Beharrung, an veralteten Strukturen ganz einfach von selbst auflöst. Und daß dies ein ganz natürlicher, wenn auch langwieriger Prozeß ist. Wieso muß man hier noch eingreifen?
Es gibt natürlich keinen Grund dafür. Die Ideologen der Quote können sich – mit dieser Sachlage konfrontiert – nur mit der Verknüpfung helfen, daß dieser oder jener Prozentwert ganz rückschrittlich sei und eine wirkliche Gleichberechtigung nur bei diesem oder jenem Prozentwert erreicht sei. An dieser Stelle müßten eigentlich die Journalisten auf den Plan treten und unsere tolle Meinungs- und Pressefreiheit adeln, indem sie sie beherzt nutzen. Es gibt wohl keinen einzigen Artikel in der Lügenpresse, der das Problem der willkürlichen Verknüpfung des Gleichberechtigungsideals mit irgendwelchen Prozentwerten anspräche. Dafür sind unsere Journalisten einfach zu dumm. Und angepaßt. Ganz so, wie ich es noch aus DDR-Zeiten kenne. Mit dem feinen Unterschied, daß Meinungs- und Pressefreiheit damals Illusionen waren.
In der Einleitung des Artikels wird behauptet, daß “andere Führungspositionen”, gemeint ist der Vorstand, weiterhin Männern “vorbehalten” seien. Ja, so ist das eben. Natürlich dürfen auch Frauen gerne Vorstände werden, nur wird hier so getan, als gäbe es eine Front gegen Frauen.
Im Artikel heißt es weiter:
In Führungspositionen ohne gesetzliche Quote sieht die Besetzung schon anders aus. 23 Unternehmen, in denen bislang noch keine Frau in der Vorstandsebene ist, wollen das auch so beibehalten. Häufigstes Argument: Es gäbe nicht genügend qualifizierte Kandidatinnen, und wenn, würden sich viele von ihnen die Strapazen eines Vorstandsjobs nicht zumuten wollen.
Fidar sieht in dieser “Zielvorgabe null” einen Affront gegen Frauen. “Die erste Bilanz der vorgelegten Planziele ist ernüchternd”, sagte Fidar-Präsidentin Monika Schulz-Strelow. “Die Unternehmen wollten flexible Lösungen. Jetzt, da diese auch gesetzlich festgelegt sind, liefern sie nur begrenzt.”
Wann haut ein Journalist dieser Quotilde einfach mal in die Fresse? Rein verbal natürlich!
Daß die Frauenquote Schwachsinn ist, versteht sich von selbst. Mich persönlich kümmert aber am meisten, daß es kaum eine intellektuelle Instanz im Lande gibt, die auf einer abstrakten, prägnanten Ebene die Illegitimität und Unangebrachtheit der Frauenquote darlegt.
Es verbietet sich jedes Gieren nach vermeintlich idealen Prozentverhältnissen, da wir letztere nicht wissen können. Wir können einzig etwas für eine grundsätzliche Akzeptanz tun. Und hier fängt das Problem wieder an. Was ist Akzeptanz, also faktische Gleichberechtigung? Das, was es ist, könnte man polemisch sagen. Es sind jedenfalls keine Prozentverhältnisse, und man sollte sich auch hüten, irgendetwas nun zu erwarten oder hineinzulesen.
Alle Leute, die nicht neurotisch sind, noch nicht in der Gender-Klapsmühle gelandet sind, kommen damit klar, daß man nur konkrete, faktische Mißstände beseitigen und bekämpfen kann. Keine imaginierten, die auf willkürlichen Verknüpfungen basieren.
PS: Die in diesem Blog-Artikel angsprochenen willkürlichen Verknüpfungen findet man übrigens in jeder Ideologie, und man setzt sich in die Nesseln, wenn man außerhalb der eigenen Gedankenwelt diese Verknüpfungen nur infrage stellt. Dann gehört man bereits zu den Bösen, die sich dem Guten in den Weg stellen. Denn diese Verknüpfungen sind doch angeblich selbstverständlich. Wie kann man diese nur hinterfragen?
Viele Menschen sind ganz irritiert, wenn sie auf einmal mit der Möglichkeit konfrontiert werden, daß ihre eigenen Vorstellungen vom Guten auf Lügen basieren könnten, nicht zwingend haltbar sind, daß sie nur Copy-und-Paste-Gedanken einer korrupten öffentlichen Meinung sind.
Es ist immer wieder verwunderlich, wenn man dann in entsprechenden Diskussionen die Abwehrgebärden studieren kann, die Verunsicherung, die subtile Verurteilung des kritischen Denkens – und das infantile Festhalten an den alten, etablierten Vorstellungen.
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